Zweite Förderperiode für das Repertorium der deutschen Königspfalzen
Repertorium der deutschen Königspfalzen
Band Sachsen-Anhalt
Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt
Förderperiode II (Oktober 2022 - September 2024)
Mit Förderbescheid vom 8. Juni 2022 hat das Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt die Mittel für die zweite Bearbeitungsphase des Bandes Sachsen-Anhalt des Repertoriums der deutschen Königspfalzen zur Verfügung gestellt. Von Oktober 2022 bis September 2024 werden damit 2,5 wissenschaftliche Mitarbeiterstellen sowie Sachkosten finanziert.
Die Leitung des Projekts liegt beim Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Prof. Dr. Stephan Freund). Die Bearbeitung der archäologischen Abschnitte der Ortsartikel hat der Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (Prof. Dr. Tobias Gärtner) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg übernommen. Kooperationspartner in archäologischen Fragen ist überdies das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle an der Saale. Durch auswärtige onomastische Expertise werden die Artikel abgerundet.
Rückblick
Die erste Förderperiode (Oktober 2020 bis 30. September 2022) fand infolge der Coronapandemie unter teilweise schwierigen äußeren Bedingungen statt. Dennoch wurden die gesteckten Ziele erreicht. Folgende königliche Aufenthaltsorte wurden bearbeitet bzw. finden sich derzeit in Bearbeitung:
- Arneburg
- Bodfeld
- Derenburg
- Gernrode
- Havelberg
- Helfta
- Quedlinburg
- Salzwedel
- Wallhausen
- Werben
Der mittlerweile fertiggestellte Ortsartikel zu Quedlinburg steht exemplarisch für die erzielten Ergebnisse. Mustergültig werden darin die 66 belegbaren Königsaufenthalte von 922 bis 1217 dokumentiert: Quedlinburg besaß im frühen und hohen Mittelalter eine herausragende Stellung als Memorialort Heinrichs I. (919-936). In seine Tradition stellten sich die allermeisten Könige kurz vor oder nach ihrem Herrschaftsantritt, weshalb Quedlinburg bewusst aufgesucht wurde und somit zugleich zu einem symbolischen Ort des Königtums avancierte.
Dem Ortsartikel sind jedoch nicht nur Aufschlüsse über die einzelnen Königsaufenthalte zu entnehmen, sondern zudem ist jeweils abzulesen, wer damals die königliche Entourage bildete und welche Inhalte in Quedlinburg verhandelt wurden. Verzeichnet wurden alle weiteren Informationen über die dort gefeierten kirchlichen und weltlichen Feste. Zugleich wird ein Blick geboten auf den aktuellen Forschungsstand und es finden sich prägnante Aussagen zu Topographie, Verkehrssituation, archäologischen Befunden sowie zur Entwicklung des Ortes insgesamt bis ins frühe 13. Jahrhundert.
Somit steht der Ortsartikel Quedlinburg zugleich exemplarisch für das mit dem Repertorium künftigen Forschungen zum historisch-kulturellen Erbe Sachsen-Anhalts zur Verfügung gestellte Grundlagenwerk. Die darin enthaltenen umfassenden Quellen- und Literaturangaben bilden überdies ein Fundament, das als Ausgangspunkt für künftige weitergehende vergleichende Forschungen dienen wird.
Als ein weiteres Ergebnis der ersten Förderperiode ist festzuhalten, dass Ballenstedt – ursprünglich ebenfalls zur Bearbeitung vorgesehen – aus der Liste der Königspfalzen ausscheidet, weil der für dort überlieferte Aufenthalt auf einer gefälschten Urkunde Heinrichs III. (1039-1056) (DH III 403) beruht.
Ausblick
Zur Bearbeitung in der zweiten Förderperiode vorgesehen sind unter anderem die Orte Eckartsberga, Eisleben, Ilsenburg, Merseburg und Naumburg.
Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein work in progress. Das heißt, die bereits bearbeiteten Artikel werden bis zur Endredaktion des Gesamtbandes ständig um neu erschienene Literatur bzw. neue archäologische Erkenntnisse ergänzt. Dadurch wird zum Zeitpunkt der Publikation ein möglichst gleichmäßig aktueller Forschungsstand gewährleistet.
Benutzer des Repertoriums werden dann Zugriff erhalten auf die in vollständiger Übersicht gesammelten erzählenden, normativen, archäologischen, kunsthistorischen und sprachgeschichtlichen Quellen zur Geschichte des jeweiligen Ortes. Unter anderem durch die Visualisierung in Form von Karten wird eingeführt in dessen Topographie, in die Baugeschichte, die Ausstattung der Gebäude etc., wodurch die Bedeutung des Pfalzortes innerhalb seiner Region sichtbar wird. Über den wissenschaftlichen Ertrag für die Geschichte des mittelalterlichen Reichs, des Königtums und seines Reisewegs hinaus, wird damit ein wesentlicher außerwissenschaftlicher Beitrag zur Bestimmung und Bewahrung der Identität Sachsen-Anhalts und seiner Bewohner geleistet.