Vortrag "Keine „Entzauberung der Welt“. Aberglaube und Protestantismus seit der Reformation"

Prof. Dr. Eva Labouvie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

23. Mai 2024, 11:15  bis 12:45 Uhr, Gebäude 40, Raum 026

Intellektualisierung, Rationalisierung, Modernisierung, die geistige und praktische Entfernung vom papistischen Aberglauben und von der katholischen Abgötterei sind die ‚Klassiker‘ einer religiös-konfessionellen Abgrenzungspropaganda, die mit der Reformation begann. Im Kampf der Konfessionen hat sich die protestantische Seite lange als die wahre Trägerin von Aufklärung und wissenschaftlichem Fortschritt in Szene zu setzen gewusst. Ob dem eine tatsächliche Praxis unter Geistlichen und Laien entsprach, wurde bisher nur sehr verhalten untersucht. Eben dies möchte der Vortrag anhand von Archivquellen zu klären versuchen. Bei näherem Blick wird schnell ersichtlich, dass auch der fromme Lutheraner oder Calvinist bis ins 18. Jahrhundert, ebenso wie zuvor die Reformatoren, an Hexen und Zauberer glaubte, dass er ebenso wie der Katholik – angesichts fehlender wissenschaftlicher, naturwissenschaftlicher und medizinischer Erkenntnisse – seine Lebenslage über das magische Repertoire zu verbessern und zu beeinflussen suchte, ja dass gerade Martin Luther intensiv an Geister und Gespenster glaubte.

 

Letzte Änderung: 19.05.2024 - Ansprechpartner: Webmaster