Wintersemester 12/13
Kolloquium Anhalts Weg ins "Zeitalter der Extreme"
Im Jahr 2012 feiert man in Sachsen-Anhalt das 8oo-jährige Jubiläum des zweiten Namensbestandteils.
Am 9. Februar 1212 starb Herzog Bernhard I., Begründer der sächsisch-askanischen Linie der Herzöge von Sachsen- Wittenberg. Dessen jüngster Sohn, Albrecht I., wurde Herzog. Der Älteste, Heinrich I., erhielt die anhaltischen Lande und begründete so die Linie der Fürsten von Anhalt. Damit begann eine Jahrhunderte lange, wechselvolle Geschichte, die mit der Liquidation des Landes Sachsen-Anhalt im dortigen Landtag am 25. Juli 1952 ihr offizielles Ende fand.
Die diesjährigen Feierlichkeiten, Veranstaltungen, Ausstellungen und wissenschaftlichen Tagungen im Programm „Anhalt 800“ richten ihr Hauptaugenmerk auf die mittelalterliche, frühneuzeitliche und neuere Geschichte des heutigen Landesteiles Anhalt. Die jüngere und jüngste Vergangenheit bleibt weitgehend unbeachtet. Das liegt unter anderem daran, dass die Erforschung der Geschichte Anhalts seit der Reichsgründung 1871 bedeutend schwächer ausgeprägt ist als die zu den früheren Epochen.
Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte zwischen Wilhelminismus und Nationalsozialismus sollen die regionalen Spezifika der politischen Entwicklung Anhalts von einem aristokratisch dominierten Gemeinwesen über das demokratische Experiment der Weimarer Republik bis zu dessen Ausgang in die Diktatur ab 1933 beleuchtet werden. Dabei kommen Aspekte der Bürgertumsgeschichte zur Sprache sowie Erkenntnisse über die politische und gesellschaftliche Rolle adeliger Eliten. Die Modernität der mitteldeutschen Region ist ein weiteres Thema; außerdem aber der ab 1900 stetig anwachsende Antisemitismus gerade im Bürgertum. Liberalismus und Sozialdemokratie drücken Anhalt ebenso ihren Stempel auf wie - zunehmend ab 1918 - diejenigen politischen Kräfte, die später für das Ende der Republik von Weimar in Anhalt sorgen werden. Mit Heinrich Peus, Heinrich Deist und Hugo Junkers werden drei Persönlichkeiten eigens beleuchtet, die aus der Geschichte des heutigen Landes Sachsen-Anhalt nicht wegzudenken sind.
Das Kolloquium möchte neuere Forschungsergebnisse zusammentragen, dabei die Forschungsdesiderate umso deutlicher benennen sowie weiterführende kultur- und erinnerungsgeschichtliche Fragestellung und Methoden an Anhalts jüngste Geschichte herantragen. Es versteht sich als Anregung für weitere Forschungen und möchte diejenigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit „Anhalts Weg ins ‚Zeitalter der Extreme’“ beschäftigen, enger vernetzen. - Außerdem möchten wir in der Öffentlichkeit das Interesse auch an der jüngsten Geschichte Anhalts wecken.
Programm: | |
10:00 Uhr | Prof. Dr. Silke Satjukow und Dr. Frank Kreissler Begrüßung |
10:30 Uhr | Prof. Dr. Mathias Tullner Der Freistaat Anhalt und seine Eliten zwischen demokratischem Musterstaat und kleinstaatlicher Begrenztheit |
11:15 Uhr | Ralf Regener Der Sturz der Askanier und die Novemberrevolution 1918 in Anhalt |
12:00 Uhr | Dr. Rüdiger Fikentscher Heinrich Peus, Heinrich Deist und die Rolle der Sozialdemokratie in Anhalt zwischen Weltkrieg und Naziherrschaft |
12:45 - 14:15 Uhr | Mittagspause |
14:30 Uhr | Dr. Alexander Sperk Vorgezogene Machtübernahme? Anhalt zwischen Landtagswahl 1932 und Durchsetzung der NS-Herrschaft 1933 |
15:15 Uhr | Dr. Bernd Ulbrich Anhaltische Juden in Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus der Nationalsozialisten, 1924 bis 1933 |
16:00 - 16:30 Uhr | Kaffeepause |
16:30 Uhr | Dr. Walter Prigge Ambivalenzen kultureller Modernität in der mitteldeutschen Region |
17:15 Uhr | Helmuth Erfurth Junkers und die Moderne |
18:00 Uhr | Dr. Oliver Werner Kriegsmobilisierung im Gau Magdeburg-Anhalt 1936 bis 1945. Akteure und Institutionen |
18:45 Uhr | Gespräch am Runden Tisch Offene Fragen - Perspektiven künftiger Forschung |
ca. 19:30 Uhr | Ende der Tagung |
Moderation: | Dr. Justus H. Ulbricht |
Exkursionsbericht Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
Im Rahmen des Seminars "Auf der Suche nach dem authentischen Erlebnis - Gedenkstättenarbeit auf dem Prüfstand" besuchten Studierende am Freitag, den 16. November 2012, die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn.
Die TeilnehmerInnen des interdisziplinär ausgerichteten Seminars - angehende SozialwissenschaftlerInnen und HistorikerInnen - besichtigten dabei den zu der ehemaligen innerdeutschen Grenze zugehörigen historischen Ort der Grenzübergangsstelle (GÜSt) Marienborn. Neben dem eigenständigen Erkunden der Außenanlagen erhielt die Seminargruppe auch eine von Frau Ulrike Groß (stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte) begleitete Führung, in der die Funktionen der erhaltenen Gebäude sowie verschiedene Abläufe an der Grenze beispielhaft erklärt wurden. Zudem hatten Studierende wie Lehrende Gelegenheit sowohl die Dauerausstellung „Die Grenzübergangsstelle Marienborn: Bollwerk, Nadelöhr, Seismograph“ als auch die bis Ende 2012 zugängliche Sonderausstellungen „Grenzerfahrung“ anzuschauen.
Das zweisemestrige Seminar findet in Kooperation des Lehrstuhls für Neuere Geschichte/Zeitgeschichte und des Lehrstuhls Allgemeine Soziologie/Mikrosoziologie statt. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, interessierten Studierenden die Möglichkeit zu geben sowie dabei zu unterstützen, im Sommersemester 2013 in der Gedenkstätte selbstständig forschen, um geschichtswissenschaftliche Fragestellungen empirisch beantworten zu können.
Flaccus in der Waagschale der Iustitia
Flaccus in der Waagschale der Iustitia - ein antiker Strafprozess neu aufgeführt, am Dienstag, den 16. Oktober 2012 um 19:30 Uhr im Campus-Theater (Projekt 7/Johann-Gottlob-Nathusius Ring 5).
Rom 59 v.Chr.: Die beiden herausragendsten Redner der Stadt, Cicero und Hortensius, arbeiten erneut für die Verteidigung eines prominenten Angeklagten zusammen. Sein Name ist L. Valerius Flaccus, der im Konsulatsjahr Ciceros die Prätur - das zweithöchste reguläre Amt des Staates - bekleidet hatte und dem nun von einem noch recht jungen Schützling des Pompeius der Prozess gemacht wird. Die Anklage lautet auf Bereicherung in der Provinz unter Missbrauch der ihm vom römischen Volk verliehenen Amtsgewalt. Einunddreißig Geschworene werden über seine politische Karriere, seinen Besitz und seinen Verbleib in Rom entscheiden.
Magdeburg 2012 n.Chr.: Aus der überlieferten Cicerorede wurden die Argumente für Schuld bzw. Unschuld herausgearbeitet und in neuen Reden wieder zusammengeführt. Nach dem Prozedere eines römischen Strafprozesses werden Anklage und Verteidigung ihre Reden vorbringen und am Ende soll nun erneut über die Schuld des Flaccus abgestimmt werden.
Antik bleibt das Verfahren, antik ist im Prinzip der Stoff; außerhalb des Prinzips werden Flaccus Bereicherung bei Baumaßnahmen, falsche Abrechnungen und Bestechlichkeit vorgeworfen und Cicero verteidigt ihn u.a. mit Schmähungen gegenüber den Griechen und deren windigem Finanzgebaren. Die Antike zeigt sich so als das nächste Fremde in der Aufführung lebendig.
Zur Aufführung sind Mitarbeiter und Studierende sowie interessierte Gäste sehr herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, die Aufführung dauert vorraussichtlich eine Stunde.
Tagung des Pfalzenarbeitskreises Sachsen-Anhalt in Wallhausen
Das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt bildete in ottonischer Zeit die Zentrallandschaft des Reiches schlechthin. Hier waren und sind bis heute königliche Aufenthaltsorte in einer Dichte anzutreffen, wie nirgendwo sonst. Die wissenschaftliche Erforschung dieses Phänomens steht dazu in einem krassen Gegensatz: Im Repertorium der deutschen Königspfalzen fehlt nicht nur ein entsprechender Band, sondern er ist noch nicht einmal konzipiert.
Dem soll in Zukunft Abhilfe geschaffen werden. Aus diesem Grunde wurde am 15. März 2012 am Institut für Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte (Frankfurt am Main) der ‚Pfalzenarbeitskreis Sachsen-Anhalt’ gegründet, in dem vornehmlich Historiker, Archäologen und Denkmalpfleger zusammengeschlossen sind. Ziel des allen Interessierten offenstehenden Gremiums ist es, die Beschäftigung mit den königlichen Aufenthaltsorten/Pfalzen im Lande zu bündeln und in die Erstellung des Bands ‚Sachsen-Anhalt’ des Repertoriums münden zu lassen.
Am 12./13. Oktober veranstaltet der Pfalzenarbeitskreis in Schloss Wallhausen eine erste Tagung „Mittelalterliche Königspfalzen auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt. Geschichte - Topographie - Forschungsstand“, die exemplarische Einblicke in Methoden, Forschungsansätze und Fragestellung der Pfalzenforschung bietet.
Das genaue Programm ist dem Flyer zu entnehmen. Die Vorträge sind öffentlich. Interessenten sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Um die Organisation zu erleichtern, wird um eine Anmeldung bis 10. Oktober 2012 an folgende E-Mail-Adresse gebeten: stephan.freund@ovgu.de.