Ehemaliger Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit / Geschlechterforschung
Der „Lehrstuhl für die Geschichte der Neuzeit (16.-19. Jahrhundert) unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterforschung“ beschäftigt sich mit historischen, insbesondere kultur- und sozialhistorischen Ereignissen und Problemstellungen in der Zeit zwischen 1500 und 1850. In dieser als ‚Vormoderne’ oder ‚Frühen Neuzeit’ bezeichneten Zeitspanne des Umbruchs und der Neuorientierungen fanden tiefgreifende Veränderungen und Innovationen in allen gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen statt, ohne die die moderne Welt nicht denkbar ist. Doch darf diese Entwicklung nicht als ein gleichmäßiger und stringenter Prozess verstanden werden; ganz im Gegenteil befanden sich Tradition und Moderne (‚Dynamik der Tradition’) sowie Eigensinn und Beharrlichkeiten (‚Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen’) in einem permanenten Wechselprozess.
Durch zwei Besonderheiten zeichnet sich der Lehrstuhl aus:
- durch seine kulturhistorische (historisch-anthropologische) Ausrichtung;
- durch seinen Schwerpunkt in der historischen wie interdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung.
Tagung "Louise revisited - Der männliche Blick auf Frauen damals und heute"

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Studierende und liebe Interessierte,
anlässlich des 275. Geburtstags von Fürstin Louise von Anhalt-Dessau (1750–1811) laden wir herzlich zur Tagung
„Louise revisited – Der männliche Blick auf Frauen damals und heute“
ein. Ausgehend von der historischen Figur Louise von Anhalt-Dessau nehmen wir eine Frau in den Blick, die – wie viele andere ihrer Zeit – durch patriarchale Wahrnehmungsmuster unsichtbar gemacht wurde. Die Tagung fragt danach, wie Frauen in Vergangenheit und Gegenwart gesehen, bewertet und erinnert werden – und wer über diese Deutungen Macht besitzt.
Im Zentrum steht die kritische Auseinandersetzung mit dem sogenannten „male gaze“: dem männlichen Blick auf Frauen, Körper und Geschlecht. Historische und aktuelle Perspektiven treten dabei in einen produktiven Dialog, der verdeutlicht, wie sich alte Deutungsmuster bis heute in Denk-, Wahrnehmungs- und Entscheidungsstrukturen fortsetzen.
Louise von Anhalt-Dessau dient dabei nicht nur als biografischer Bezugspunkt, sondern als Katalysator für Fragen von Macht, Geschlecht, Sichtbarkeit und Ausblendung, die auch heute hochaktuell sind. Ziel der Tagung ist es, den Blick zu wenden – und weibliche Repräsentationen jenseits tradierter Stereotype neu zu denken.
Das Tagungsprogramm finden Sie im Anhang. Eine Anmeldung ist erforderlich (bitte bis zum 17.11.2025 unter: eva.labouvie@ovgu.de).
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme, anregende Diskussionen und den gemeinsamen Austausch!
Mit freundlichen Grüßen,
Eva Labouvie und Katja Kauer
Gerade erschienen: Tagungsband "Geschlecht, Gewalt und Gesellschaft – Interdisziplinäre Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart"

Details finden Sie hier.
Gewalt im Kontext von Geschlechtszugehörigkeit ist seit jeher trauriger Alltag. Wie wurden und werden Gewalttaten konstruiert und wer verübt sie in welcher Form?
Diesen und vielen weiteren Fragen gehen die Beiträger*innen aus einem transdisziplinären Blickwinkel über einen Zeitraum von sechs Jahrhunderten nach. Dabei nehmen sie die Verschränkungen von Geschlecht und Gewalt multiperspektivisch in den Blick und decken in unterschiedlichen Räumen und Zeiten eine große Bandbreite an Kontexten, Formen, Praktiken und Wahrnehmungen von Gewalt auf. Ihre Analysen provozieren den historischen Vergleich und fragen nach Kontinuitäten bis in die Gegenwart, aber auch nach Brüchen, Widersprüchen und Gleichzeitigkeiten.
Forschungsprojekt 2022 bis 2026: Weibliche politische Partizipation im Raum Sachsen-Anhalt. Frauen in der kommunalen Politik, 1893–1933
Projektleitung: Prof. Dr. Eva Labouvie 
Bearbeitung: Dr. des. Sina Speit
Förderung: Land Sachsen-Anhalt (Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt Sachsen-Anhalt)
Laufzeit: November 2022 – Mai 2026