Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters
Unter dem Begriff ‚Mittelalter‘ wird seit der Zeit des Humanismus jener von 500-1500 reichende Abschnitt der Geschichte bezeichnet, der in vielerlei Hinsicht ‚andersartig‘ war.
In diesem Zeitraum entstanden in Teilen des einstigen Imperium Romanum neue Völker (‚Ethnogenesen‘), welche vielfach die Keimzelle der heutigen europäischen Staatenwelt bildeten. Es kam zur Verschmelzung und Weiterführung römisch-christlicher Traditionen mit Vorstellungen und Lebensweisen einstmals nichtchristlicher Gruppierungen und es erfolgten schließlich strukturelle und inhaltliche Weichenstellungen, die bis heute unser Leben bestimmen und politisches Handeln prägen. Verwiesen sei lediglich auf das Aufkommen von Bürgertum und Städten, auf die Entstehung der Universitäten, aber auch auf die Ausprägung politisch-herrschaftlicher Strukturen, die sich bis in die Gegenwart in der föderalen Form unseres Staates widerspiegeln. Im heutigen Sachsen-Anhalt entstand im 10. Jahrhundert rund um den Harz die ottonische Königs- und Sakrallandschaft, deren historisches Erbe bis heute unter anderem in Form zahlreicher Welterbestätten erhalten geblieben ist.
Gegenstand der Forschungen des Lehrstuhls sind die europäische Geschichte des Mittelalters im epochen- und länderübergreifenden Vergleich mit Schwerpunkten im frühen und hohen Mittelalter. Besonderes Augenmerk gilt Fragen der sächsischen Regional- und Landesgeschichte (Königspfalzen; Strukturgeschichte des Raumes; Interaktion zwischen Königtum und Adel; Historiographie; Geschichte Magdeburgs und des Magdeburger Rechts).
Der Lehrstuhl kooperiert mit zahlreichen Partnern, beispielsweise dem Zentrum für Mittelalterausstellungen (ZMA) in Magdeburg, dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle an der Saale, dem Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main, dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig.